Ihren weihnachtlichen Abschluss beging die Frauen Union Ortenau in Gengenbach, wo Bürgermeister Thorsten Erny die Damen im weihnachtlich geschmückten historischen Rathaus der Stadt empfing. Mit dabei waren auch die Bezirksvorsitzende der Frauen Union Südbaden, Helga Gund, sowie die Ehrenvorsitzende Bärbel Fuchs.
Auch der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Michael Schüle nahm diesen Termin im Rathaus gerne wahr. Nach einem Sektempfang im Bürgersaal ging man dann zu lokalpolitischen und bundespolitischen Themen über.
Erny erwähnte, dass ab dem kommenden Jahr die Renovierungsarbeiten für das Gengenbacher Rathaus anstünden. Da das historische Rathaus aus dem Jahr 1784 stamme, sei nun ein erhebliche Sanierungsbedarf von Nöten. Ein weiteres Thema des politischen Austausches war der derzeitige Fachkräftemangel in vielen Branchen der Wirtschaft. Erny zeigte sich sehr zufrieden darüber, dass es in Gengenbach noch keinen Leerstand von Geschäften wie in anderen Gemeinden in Baden-Württemberg gebe. Der Tourismus habe der Stadt einen regelrechten Aufschwung nach dem Ausklingen der Corona-Pandemie beschert. Auch die Hochschule in Gengenbach, die zu Offenburg gehört, trage dazu bei, dass sich internationale Studierende und Gäste in der Stadt aufhielten und dort auch entsprechend konsumierten. Dies trage ebenfalls sehr zum Florieren der Stadt bei. Hinzu komme der legendäre Adventsmarkt, der über die Region hinaus bekannt sei.
Erst neulich sei der SWR vor Ort gewesen und habe über den Weihnachtsmarkt im Fernsehen berichtet. Den Gengenbacher Weihnachtsmarkt gibt es schon seit 1996. Besonders originell ist auch der Gengenbacher Adventskalender, für welchen die 24 Fenster des Rathauses alljährlich mit besonderen Motiven aus der Kunst und Literatur verziert werden. In diesem Jahr – so Erny – würden zum vierten und letzten Mal die Motive aus der Geschichte „Der kleine Prinz“ des Autors Antoine de Saint-Exupéry präsentiert. Erny betonte, dass „Der kleine Prinz“ die Botschaft des Friedens enthalte. Diese sei – gerade in der Zeit des Krieges in der Ukraine – von besonderer Bedeutung.
Die FU-Kreisvorsitzende Birgit Wild-Peter wollte in diesem Zusammenhang auch wissen, wie die Flüchtlingssituation vor Ort sei. Bürgermeister Erny erläuterte, dass die Kommunen mittlerweile an die Grenzen ihrer Belastbarkeit angekommen seien. Die Kommunen müssten gemeinsam mit den Landkreisen schauen, wie sie die Unterbringung von ganzen Familien aus der Ukraine, aber auch aus vielen anderen Ländern der Welt stemmten. Auch könnten die Zugänge von Flüchtenden und Asylbewerbern oft erst ganz kurzfristig angekündigt werden. Die jetzige Flüchtlingswelle fordere alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer so stark, dass man derzeit auch eine Überlastung der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer beklagen müsse.
Ein weiterer Punkt des politischen Austausches war die Krankenhaussituation in der Ortenau. Erny zeigte sich über das Nachnutzungskonzept für den früheren Klinikstandort Gengenbach zufrieden. Ein großer Vorteil sei jetzt die in Gengenbach installierte Rettungswache für die Bevölkerung. Im Frühjahr erfolge der Spatenstich zum Pflegeheimneubau. Die Ansiedlung der Geschäftsführung des MVZ Ortenau sowie der Umzug des Gesundheitsamtes nach Gengenbach seien ebenfalls Bestandteil des Nachnutzungskonzepts. Erny beklagte die Defizite in der Krankenhausfinanzierung. Der Kreistag müsse für die Versäumnisse in Bund und Land den Kopf hinhalten und Klinikschließungen vornehmen, um die Existenz des in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft befindenden Ortenau Klinikum zu sichern. Mit künftig vier Standorten in der Ortenau sei für ihn die Untergrenze erreicht. Erny betonte, dass andere Bundesländer wie das Saarland oder auch Berlin noch ganz andere Strukturen vorhalten. Zunächst müssten diese handeln.
Außerdem erläuterte der Bürgermeister die Hintergründe der Klinikfinanzierungen, die von Bundesland zu Bundesland unterschiedliche Bemessungswerte haben. Diese Finanzierungssysteme müssten hinterfragt und neu diskutiert werden. Baden-Württemberg dürfe nicht schlechter gestellt werden als andere Bundesländer. Und ohne zusätzliche Strukturzulagen könne man eine gute Versorgung der Patienten durch Krankenhäuser, insbesondere im ländlichen Bereich, zukünftig sicherlich nicht gewährleisten. Abschließend war die Runde sich einig, dass es sowohl bei gesellschaftspolitischen Themen als auch in der Gesundheitspolitik erheblichen Verbesserungsbedarf gebe. Den Abend ließ die Frauengruppe bei einem heißen Punsch auf dem schönen und bezaubernden Gengenbacher Weihnachtsmarkt ausklingen.