Der Koehler-Konzern strebt die »bilanzielle Klimaneutralität« bis 2030 an, d.h. die Koehler-Gruppe wird dann mehr Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugen, als für die Produktion notwendig ist. Außerdem sollen bis dahin 80% der Treibhausgasemissionen (sog. Scope 1) der Koehler-Gruppe eingespart werden. Als einen der Schritte in diese Richtung stellten die Herren Felsch, Maier und Hofer den Teilnehmern an der »Kommunalen Radtour ´23« der CDU Oberkirch den aktuellen Stand der Umbauarbeiten am Koehler-Kraftwerk vor.
Mehrere Energiekonzepte, so Hartmut Felsch, seien in der Planungsphase durchgespielt worden. In der Abwägung zwischen Gas und Hackschnitzel habe man sich für letzteres entschieden. Als nachwachsender Rohstoff und effektiv verbrannt komme die Holzverbrennung einer klimaneutralen Energiebereitstellung auch im Sinne des EEG nahe. Die Hackschnitzel für das Koehler-Kraftwerk stammen aus Landschaftspflegemaßnahmen (z.B. entlang von Straßen). Bisherige Ergänzungsbrennstoffe wie Klärschlamm, Papierfaserreststoffe und aufbereiteter Müll fallen weg.
Theo Maier informierte die Gruppe über die neue Situation im einzelnen: Der alte Kessel kann weiter benutzt werden; er genüge auch heute noch den Anforderungen des Immissionsschutzes. Allerdings beträgt der Wirkungsgrad bei Holzverbrennung gegenüber dem Brennstoff Kohle nur 80%. Die restlichen 20% müssen der Papierfabrik über das bestehende Reservewärmekraftwerk zugeführt werden, das bisher mit Öl, künftig – nach einem Umbau - bevorzugt mit Gas betrieben werden wird. Ökonomisch hat man bei allen diesen Maßnahmen natürlich auch die stetig ansteigende CO2-Bepreisung im Blick.
Die weiten Beförderungswege der Kohle aus USA, Kolumbien, Südafrika, Polen und Russland (vor dem Ukrainekrieg) werden durch deutlich kürzere abgelöst: Die Hackschnitzel werden an Werktagen vorwiegend aus dem süddeutschen Raum mit bis zu 50 LKWs pro Tag angeliefert. Eine Beförderung mit der Bahn verbietet sich, da das Material von unterschiedlichen Orten zuerst per LKW zum Zug gefahren werden müsste. Künftig werden etwa 170000 Tonnen Hackschnitzel pro Jahr ca. 70000 Tonnen Kohle ersetzen.
Die Lastwagen werden über die »Straße an der Rench« kurz vor den Tennisplätzen auf das Koehler-Gelände fahren und ihre Last in einer geschlossenen Halle abladen, sodass eine Belästigung der Umgebung durch Staub, Lärm oder Gerüche weitgehend entfällt. Die Ausfahrt erfolgt über den Strandbadweg; dieser wird dann nur in einer Richtung belastet. Das im Bau befindliche Brennstoffsilo wird im Grundkörper 17m hoch sein, ergänzt durch ein optisch die Gesamthöhe reduzierendes Satteldach von 8m Höhe. Die verantwortlichen Herren Felsch, Maier und Hofer sprachen auch Folgeinvestitionen an: Bis 2025 sollen 25 Mio. € in Technologien zur Dampfersparnis bei den Papiermaschinen investiert werden. Im Zeitraum seit 2001 bis heute sei der Dampfverbrauch pro Papiermaschine bereits um 30-35% reduziert worden.
Auch Oberbürgermeister Bühler war Teilnehmer der »Radtour« und wurde zum Schluss des Rundgangs um eine Stellungnahme gebeten:
Er äußerte Dankbarkeit für die Koehler-Initiative, die letztlich der Sicherung von Arbeitsplätzen in Oberkirch diene. Die Wirtschaftskraft vor Ort entscheide letztlich auch über der Kommune mögliche Investitionen in Bildung und Integration. Die Stadt würde das Bauvorhaben auch weiterhin logistisch unterstützen. OB Bühler warnte gleichzeitig vor allzu kritischen Nachfragen bzgl. der ökologischen Vorteile der Holzverbrennung; er sehe derzeit keine Alternativen.