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13.12.2023

Ukrainische Flüchtlinge im »Containerdorf« wohlversorgt

Migration im Fokus

Die kommunale Radtour der CDU Oberkirch führte auch zur Wohncontaineranlage in der Hesselbacher Straße. Vor dem »Containerdorf« formierte sich die Gruppe der »Radfahrer« um Herrn Dirk Kapp, seines Zeichens Sachgebietsleiter Bürgerservice der Stadt Oberkirch, umfassend die Teilbereiche Migration mit Ausländerrecht, Integration und Soziales, und Frau Martina Tripp, Leiterin der Gruppe »Willkommenskultur Oberkirch«, die sich ehrenamtlich um Belange von Migranten in Oberkirch kümmert.

Herr Kapp erläuterte zunächst Geschichte und derzeitige Nutzung der Wohncontainer: Es gibt die Anlage seit Januar 2023 und stellt 100 Wohnplätze zur Verfügung; davon sind derzeit 90 von ukrainischen Flüchtlingen belegt. Mit dem Ortenaukreis hat die Stadt Oberkirch vereinbart, dass die dort untergebrachten Ukraineflüchtlinge nach sechs Monaten Aufenthaltsdauer (»Erstunterbringung«) dort bis auf weiteres wohnen können (»Anschlussunterbringung«). Dies bringe Synergieeffekte mit sich.

Die Anlage sei gut betreut durch zwei Hausmeister der Stadt; außerdem übernehmen zwei Männer aus dem Containerdorf intern Hausmeisterarbeiten.

Dann die überaus freundliche Begrüßung der Radler-Besuchsgruppe im Aufenthaltsraum der Container: Viele der Flüchtlinge waren versammelt und hatten für die Gäste einen Tisch mit allerlei Köstlichkeiten vorbereitet. Die Begrüßung durch die Hausgemeinschaft wurde von Frau Tripp moderiert, aber auch einzelne der ukrainischen Frauen begrüßten uns – je nach Sprachkompetenz – auf ihre eigene, sehr freundliche Art.
Zunächst etwas zurückhaltend nahm die Besuchergruppe am bereiteten Tisch Platz, es wurden Getränke angeboten und man kam schließlich ins Gespräch.

Die entspannt-offene Atmosphäre im Raum ermöglichte dann doch auch das Ansprechen der ernsten Situation der Geflüchteten. Frau Tripp betont deren Belastung durch die Situation in der Heimat, viele hätten auch Angehörige verloren; gerade auch unter Kindern und Jugendlichen gäbe es viel Heimweh.
Entsprechend organisiert sie mit der »Willkommenskultur Oberkirch« am Freitagnachmittag eine sog. Tea-time, bei der sich Flüchtlinge und deutsche Interessierte bzw. betreuende Personen treffen und den Verlauf der Woche reflektieren können.

Die Geflüchteten zeigen aber auch Eigeninitiative: Pünktlich zum deutschen Schulstart wurde für die Zeit nachmittags Online-Unterricht aus der Ukraine organisiert.

Herr Kapp erläutert die Schulsituation ukrainischer Kinder: Grundsätzlich unterliegen sie der deutschen Schulpflicht. Als Vorbereitung für den regulären Unterricht besuchen die Kinder in Oberkirch sog. Vorausklassen, die eine sprachliche und soziale Eingliederung der Kinder vorbereiten helfen.
In Oberkirch gibt es vier Sprachkurse; zusätzlich wird ein Sprachkurs mit mit Kinderbetreuung angeboten. Der Rahmen für diese Kurse ist durch die bundesdeutsche Gesetzeslage definiert:

Die Finanzierung übernimmt weitgehend der Bund; die Stadt stellt auf eigene Kosten Räume zur Verfügung (in Oberkirch vor allem im Casino) und organisiert die Sprachkurse zusammen mit der Sprachschule USS aus Karlsruhe. Darüber hinaus stellt die Firma Holzbau Frammelsberger einen Raum für einen Sprachkurs „Berufseinsteiger“ zur Verfügung.

Dirk Kapp benennt noch weitere Integrationsangebote:
Im Freizeitbereich bemühe man sich, ukrainische Jugendliche in Sportgruppen unterzubringen. Es gibt von Zeit zu Zeit Ponyreiten oder man kann das Angebot »Frohe Herzen« des Europaparks Rust annehmen.
Es gäbe auch Angebote von Oberkircher Gruppen zum ehrenamtlichen Engagement z.B. bei PAuLA im Kleiderladen, im wiedereröffneten PAuLA Café (jeden 2. Samstag im Monat) und im neuen ReparaturTREFF (jeden 1. Samstag im Treff für ALLE). Außerdem betreibt die Ausländerbehörde unter Herrn Kapp informell eine »Jobbörse«, die Vordrucke für mögliche Arbeitgeber bereithält: Pflegefachkräfte, Schreiner, Elektriker z.B. sind gefragt. Anwesende Gewerbetreibende waren sofort bereit, ihre „Kärtchen“ an Frau Tripp weiterzugeben, die sie gesammelt an die Geflüchteten weitergeben wird.

Auch der neue Beauftragte für Integration und Inklusion, Herr Slotty, wird bestimmte Bereiche der Flüchtlingsarbeit aktiv übernehmen.
Frau Martina Tripp und Dirk Kapp erhielten in der Runde wieder viel Anerkennung für ihre Arbeit.
Frau Tripp wurde bereits mit dem Integrationspreis des Ortenaukreises ausgezeichnet. Sie verwirklichte das Projekt „Sprachkurs in der Containeranlage“. Mehrere Sponsoren hatten die Tablets zur Verfügung gestellt. Mit einer Lern-APP können die Teilnehmer selbsterklärend die deutsche Sprache erlernen.

Oberbürgermeister Gregor Bühler sprach als einer der Besucher in seiner abschließenden Stellungnahme zunächst seinen Dank an die Initiatoren des Treffens, Eveline Seeberger und Johannes Rothenberger von der CDU Oberkirch, aus: Dies seien Begegnungen von der Art, wie wir sie bräuchten. Man solle allerdings nicht nur das Positive, sondern auch Probleme offen zur Sprache bringen; die Verwaltung sei oft mit Vorurteilen gegenüber Flüchtlingen konfrontiert. In Oberkirch laufe aus seiner Sicht die Flüchtlingsarbeit »rund«. Dies sei vor allem der engagierten und geradlinigen Art von Herrn Kapp zuzuschreiben.